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Rathmann war damals Herr Jacobus Struve, dem mag bei dem Handel auch wenig froh zu Muthe gewesen sein.

Als nun Claus Flügge in seiner Herberge dies vernommen, dachte er: hier blüht dein Waitzen oder nirgends, begab sich stracks zum ältesten Gerichtsherrn und erbot sich zu dem Stücklein, unter der Bedingniß, daß es sein Meisterstück sein sollte, dergestalt, daß ihm der Dienst als Frohn und Büttel zu Hamburg lebenslang möchte verliehen werden, so er alle vierzig hintereinander sein säuberlich und nach der Kunst abthun würde; falls aber er’s fehle, dann solle auch sein Hals dem jüngsten Herrn zu Diensten stehen. Und im Rathe nahm man nach kurzem Besinnen dies Erbieten des fremden Knechts an, dessen vorgezeigtes Richtschwert so entsetzlich groß war, als sei’s aus einem uralten Hünengrabe herausgeholt, und so haarscharf, daß alle ein Grausen ankam, die es sahen.

Und es ist ein Meisterstück absonderlicher Art gewesen, wie wohl desgleichen die Welt niemalen gesehen hat noch sehen wird. 40 Piraten sollten geköpft werden, Kerls mit Pferdeknochen, und Sehnen, so dick wie Ankertau. Und die hat Claus Flügge geköpft, nicht einzeln jeden für sich, nein, er hat immer drei Paar mit den Rücken gegen einander auf die Stühle gesetzt, und dann sein Hünenschwert mit beiden Händen ein paar Mal um den Kopf geschwungen und dabei fest auf die sechs Hälse geschaut, und dann zugehauen, daß die Köpfe rein und glatt abrasirt waren vom Rumpf, als wenn ein Knabe Diestelköpfe mit dem Kindersäbel abhaut. Und hat keinen einzigen gefehlt, jeder Hieb war sauber und gut und lobte den Meister. Dem Hauptmann aber der Seeräuber, Hinrik Schinder hat er geheißen, dem that er die Ehre an, ihn allein zu richten.

Claus Flügge hatte sich also zum Meister seiner Kunst und zum wohlbestallten Frohn dieser Stadt durchgeschlagen,

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_143.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)