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nicht zu lernen. Ja, wollte ihm gar das Glück so wohl, daß er innerhalb derselben seligen Todes verfuhr, so erwies man seinem Leichnam die bischöflichen Ehren; er wurde bestattet mit den Exequien und der ganzen Pracht eines wirklichen Bischofs.

Wenn aber der 28. December kam, das Gedächtnißfest der von Herodes gemordeten unschuldigen Kindlein, dann besuchte er Morgens zuletzt als Bischof die Messe, nach deren Beendigung sodann er und alle Scholaren im Reventer (Refectorium, Speisesaal) des Doms eine kurze summarische Collation gegen mäßige Beisteuer empfingen, worauf die ganze Bubenschaar schleunigst zu den Pferden und Fahnen stürzte, um im letzten lustigen Mummenschanz den letzten lustigen Umzug durch die Stadt zu machen, nach dessen Beendigung für dies Jahr der Spaß aus war.

Als schwache Nachbildungen dieses Festes sind wohl die protestantischen Kindergrüne anzusehen. Man denke an den Umgang der Paßmann’schen Armenschule, an das beliebte Waisengrün; ein feierlicher Umzug kommt auch dabei vor, so wie Almosen-Sammeln und Gesang, auch viel Ernsthaftigkeit: Ermüdung, Lehrer, Polizeidiener, – sogar auch eine Art Kinder-Bischof: der jugendliche zwischen zwei Soldaten befangen einherschreitende sogenannte Capitain, in dessen lange Rocktaschen mitleidige Hände das Doppelmarkstück hinterrücks versenken, worauf er zum Dank sich tief verbeugt und den üblichen Kratzfuß versucht.


37. Kindersegen.
(1313.)[1]

Um Neujahr 1313 war ein Graf von Holstein mit seiner Gemahlin zu Hamburg. Und als über Tisch die Herrschaften und ihre Junker sich allerhand Stadt-Neuigkeiten erzählen,

  1. Jahreszahl fehlt im Original. Nachgetragen aus dem Inhaltsverzeichnis.
Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)