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Die Schande ausgelöscht auf immerdar.

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Der Freiheit werth hat sich dies Volk bewiesen,

Selbst wenn’s im heil’gen Zorn gewitternd grollt,
Und seine Thaten bleiben hochgepriesen,
So lang das Rad der Weltgeschichte rollt!

Ja, fluggelähmt mit bleiernem Gefieder

20
Lag Preußens Adler in den Staub darnieder.

Der Geist des Lichts, der Preußen groß gemacht,
Er war verkauft an das Gezücht der Nacht!
Des freien Geistes heil’ges Priesterthum
Ward von dem heuchelnden Geschlecht verrathen,

25
Entweiht des Preußenvolkes schönster Ruhm,

Die Wissenschaft und des Gedankens Thaten!
Des Mittelalters prahlende Vasallen,
Die Don-Quixote längstentschwund’ner Zeit,
Sie bauten ihre Tempel und Walhallen

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Den Schatten der versunk’nen Herrlichkeit!

Sie schmähten selbst des großen Friedrichs Geist,
Den Geist von fesselloser Lichtgedanken.
So mußte Preußens Genius verwaist,
Beschimpft im Flug ermatten und erkranken,

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Verschlossen hinter dumpfen Kerkermauern

Mit der gesenkten Fackel einsam trauern.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Gottschall: Barrikaden-Lieder. Adolph Samter, Königsberg 1848, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Barrikaden_Lieder_(Gottschall).djvu/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)