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O du feurig Kind der Steppen, du gedankenschnelles Roß!

10
Nimmer streichl’ ich dir die Mähnen, du mein treuer Zeltgenoß!

Nimmer sprühen deine Nüstern todesmuthig in dem Kampf,
Wenn an der Kabylen Spitze uns umwogt der Pulverdampf.

Ferne irren die Gedanken in dem unermess’nen Raum,
Und des Atlas Gipfel ragen stolz hinein in meinen Traum!

15
Droben unter Dattelpalmen schlug ich auf das Herrscherzelt;

Frei hernieder sahn die Blicke in die freie, weite Welt.

Fluch dem Tag, an dem die Woge mich an diese Küsten trug:
Fluch dem falschen Volk der Franken, welches mich in Fesseln schlug!
Wär’ ich freien Tod gestorben in des Meeres heil’ger Flut,

20
Freien Tod im Vaterlande, in des Samum Schreckensglut!“


Trauernd sitzt der bleiche Emir, seinen Koran in der Hand;
In den Bart rollt ihm die Thräne um das ferne Vaterland.
Plötzlich weckt aus seinen Träumen ihn ein lauter Jubelschall;
Hörner schmettern von den Thürmen, Trommeln wirbeln auf dem Wall!

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Gottschall: Barrikaden-Lieder. Adolph Samter, Königsberg 1848, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Barrikaden_Lieder_(Gottschall).djvu/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)