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Schelm erschien aber auf diesem Tanzplatz, weil er vor ein paar Monaten einen Rabenstein gefunden hatte. Nun war er der Zweite auf der Insel, der einen Rabenstein besaß und zu dieser mitternächtlichen Todtenfeier hinaus mußte. Denn das ist auch noch eine treibende Wuth und ein unseliges Verhängniß des entsetzlichen Steins, daß, wenn zwei sich begegnen, die den Rabenstein haben, sie auf Leben und Tod einen Kampf mit einander halten müssen.

Und so trafen denn die zwei in blinder Wuth auf einander und kämpften den gräßlichen Kampf, während das leichte Heer seinen lustigen Reigen um sie tanzte und wirbelte; und wie die Schläge ihrer Klingen sich verdoppelten, so verdoppelte sich in ihren Herzen auch der Grimm. Sie waren aber beide reisige Männer und gewaltig an Fäusten und Gliedern und waren im rüstig frischen Alter ergraut. Und der Kampf dauerte, so lange der Tanz dauerte, und das Gras um den Galgen war von ihrem Blute roth gefärbt; da, als es von dem Thurm Eins schallte, stürzte, von einem letzten gewaltigen Streich getroffen, der alte Iasmunder Bösewicht als Leiche hin, Fritz aber entfloh mit Grausen und mit tiefen und blutenden Wunden, die seinen Weg hinter ihm rötheten. Er hatte sich aber auf des Feindes Rappen geschwungen, denn seine Füße hätten ihn nicht nach Hause zu tragen vermogt. Und als der Sommermorgen graute, ritt er matt und blutig ins Thor zu Boldevitz ein, und hatte nicht Angst um sein Leben sondern um seine arme Seele. Und er weckte alsbald seinen treuen Diener und hieß ihn ge–

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_366.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)