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er sah acht vierzehn Tage nachher noch bleich und krank aus – er aber schüttelte alle fremde Bemerkungen und Fragen leicht von sich ab, machte irgend einen Scherz oder Wind darüber und sagte: Ei was! ihr Siebenschläfer, die ihr euch jeden Abend zu regelmäßiger Zeit auf eurem weichen Pfühl hinstreckt, könnt euch wohl rosige Wangen und dicke Bäuchlein anschnarchen; aber mit dem Jäger ist es gar anders bestellt, der muß viel ein nächtlicher Gesell seyn: Füchse Marder Ottern und anderes Wild, das euch die warmen Pelze liefert, fängt und belauert man nicht bei’m Sonnenschein. Mam stößt da auch wohl zuweilen auf etwas, das nichts taugt, aber das schüttelt ein tapfrer Jäger auch wieder ab, und die tüchtigen und geheimen Jägerkünste zu lernen und die tapfern Jägergeschichten zu bestehen, dazu gebricht euch das Herz.

So hatte Fritz Rotermund es manches liebes Jahr getrieben und hatte wohl frisch und lustig gelebt und für Tänze und Gelage und Spiel und schöne Mädchen immer Geld in der Tasche; aber reich war er nicht geworden, denn volle Taschen konnte er nicht leiden. Er war bisher mit feinem grünen Rock zufrieden gewesen und immer noch ein Jägersmann geblieben; da begab sich aber von ungeschicht etwas, das den wilden Jäger zu einem zahmen Edelmann machen sollte, und das war dieses:

Im Kriege zur des Königs Karolus *)[1] waren bei der Stadt Bergen zwei Juden gehängt, die man als

  1. WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt *) In Schweden und in den damals schwedischen deutschen Ostseelanden ist dieser König Karolus (Karl der Zwölfte) gleich dem Iskander der Morgenländer und unserm Friedrich Rothbart auf dem Kyffhäuser wenige Jahrzehende nach seinem Tode ein mythischer Name geworden. Alles längstvergangene Ungeheure und Gewaltige reiht sich unter solche Namen; ob ein Jahrhundert oder einige Jahrtausende rückwärts oder vorwärts gerechnet werden müssen, was kümmert das das Volk, welches für das Poetische und Mythische eine wahrhaft göttliche Zeitrechnung hat, das heißt: nach dem gewöhnlichen Maaße gemessen gar keine.
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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_359.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)