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nie etwas für sich behalten sondern es fast alles hingetragen hat, wo er arme und nothleidende Alte und hungrige und verlassene Kindlein gewußt hat. Da ist er nächtlich und mitternächtlich wo alle Augen der tiefste Schlaf geschlossen hielt, in die Häuser geschlichen und hat die silbernen oder goldenen Gaben aus Tische Betten und Wiegen hingeschüttet; daß die Leute, wann sie erwachten, erstaunten und die Hände zusammenfalteten und beteten. Denn sie konnten nicht meinen, daß eine unsichtbare Diebshand die wohlthätige Vertheilerin gewesen sey, sondern mußten glauben, es sey von oben gekommen und ein Englein vom Himmel habe es ihnen ins Haus getragen. Und so ist in den Städten und Dörfern, welche der Förster Fritz besuchte, mancherlei Gerede entstanden zugleich von verwegenen Dieben und von wohlthätigen Engeln, wie denn Gottes Reich und Satans Reich und die Gespräche darüber hier auf Erden immer mitsammen sind. Aber noch viele andre Schalkstreiche hat der lose Fritz verübt, der leicht wie der Wind allenthalben aus und ein schlüpfen konnte; und was würden die Thüren und Fenster, wenn sie Mund hätten, von ihm nicht alles zu erzählen wissen! Doch das darf ich nicht alles erzählen, weil es sich hier nicht schickt; und auch die andern Possenstreiche alle könnte ich nimmer auserzählen, die er zu Weihnachten und Fastnacht und bei Hochzeiten Tänzen und Mummereien als der unvermummte und doch unsichtbare Gast gespielt hat.

Eine Noth aber hat Fritz bald in dem Rabenstein gefühlt, die eine schwere Noth war und die als eine Teufelsplage der verbotenen Kunst anhangt. Weil nämlich der

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_357.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)