Seite:De Arndt Mährchen 2 277.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wolle. Hans aber winkte und bat, sie mögten sich wieder setzen, und er hatte sich vorgenommen ein scherzhaftes Spiel mit ihnen zu spielen und sich allmälig in feiner wahren Gestalt zu erkennen zu geben; aber es ward ihm bei dem Spaße bald des Ernstes zu viel, und er mußte scherzhafteren Leuten den Scherz lassen. Denn als er die beiden alten lieben und treuen Gesichter sah, schwoll ihm sein Herz zu voll und dick von Liebe, und er konnte nicht spielen und scherzen, ja kein Wort konnte er nicht sagen. Und zuletzt konnte er sich nicht länger halten und mußte

dem alten Martin um den Hals fallen und ihn tausendmal küssen und bitterlich weinen. Darauf umhalste und küßte er seinen alten Meister auch, und rief endlich: Kennt ihr euren Sohn nicht mehr? Vater, kennt ihr Hans Isbrand nicht mehr? Und der alte Martin schaute ihn lange wie blöde und erstaunt an, und betrachtete ihn dann genauer, und sagte: Ja, wie konnte ich meinen Hans Laufindiewelt unter einem solchen Rock suchen? und wie könntest du mein Hans seyn, Herr, wenn du auch so aussiehst? Denn das seh ich wohl, und mir ist gleich wunder1ich genug zu Muthe gewesen, als du hereintratest und mich dann an deine Brust drücktest; du siehst wahrhaftig wie der Hans aus, und wenn ich in deine freundlichen großen blauen Augen gucke, so glaube ich deiner seligen Mutter Augen zu sehen, und die starken Knochen hast du nach mir. Aber sage mir denn noch einmal: bist du denn wirklich mein Hans? Und Hans betheuerte es zum dritten und vierten Mal, und dann streifte er sich den Wams über die Lenden und Hüften auf und rief: Schau hier,

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_277.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)