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und daß sein wunderlicher Diener der Bausback ihm immer zur Seite ging; denn der mußte immer mit seyn auf den Spaziergängen, damit er die Winde in der Luft regierte, wenn sie dem Ritter zu heiß oder zu kalt wurden, und sie ihm nach Gefallen kühlte oder wärmte und unwillkommene Regenwolken wegbliese.

Und bald ist es weit umher über das ganze Land erschollen, es sey in Eisleben ein asiatischer Prinz angekommen, der so viele Demanten habe als die Mansfelder Kupfer- und Eisen-Steine. Und es lief manch seltsames Geschrei und Gerücht über diesen asiatischen Löwenprinzen und über sein schönes Gemal, von welchem sie sich erzählten, sie sey des Großtürken oder des Großmoguls Tochter und von dem habe er sie nebst den Edelsteinen und Demanten ihres Vaters entführt.

Hans aber, nachdem er vier fünf Tage in Eisleben gewesen, ging zu dem alten Herrn Bürgermeister und sagte zu ihm: Herr Bürgermeister, ihr erinnert euch noch wohl, wie vor fünf Jahren ein armer Schuhmachergesell eurem Sohn bei’m Spiel den Kopf zerschellte, und den seht ihr nun hier, der bin ich. Und ich komme nun wieder in mein Land und bitte euch, vergebt mir die unschuldige Schuld; denn ich habe es ja nicht mit Willen gethan. Und der Bürgermeister erstaunte und erschrack, und rief voll Verwunderung: Ihr, gnädiger Herr wäret jener Schuhmachergesell Hans, des alten Martin Isbrand Sohn? Ihr geruhet Scherz mit mir zu treiben und mit Mährchen zu erzählen – denn wie sollte das zugehen? Es geht in der Welt vieles anders zu, als die Menschen denken, ant–

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_275.jpg&oldid=- (Version vom 16.5.2018)