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reiste und sich auf den Schultern tragen ließ, da er doch hätte reiten und fahren und, wenn er gewollt, auch fliegen können. Denn wie er nur einen Pfiff oder Wink thut, so muß ein Wolf oder Tiger auf der Erde oder ein Drache oder Rabe in der Luft sein Reitpferd seyn; ja er kann wohl einen alten Mantel dazu nehmen, wenn er seinen Wind hineinbläst, wie sein Diener der große Doktor Faust von Strasburg weiland geritten ist. Hier muß ich berichten, daß dies bloß verwunderlich aussieht. Der Teufel sucht sich gern die starken Leute aus, daß er Künste mit ihnen thue und die Welt erstaune und entsetze. Denn mit dem Erstaunen und Entsetzen fängt er an und mit der Bethörung und Verblendung endigt er, bis er die armen Seelen so verstrickt hat, daß sie nicht mehr aus seinem Garn springen können. Der Teufel durfte aber Hans noch zu weiter nichts gebrauchen, als wozu er ihn gemiethet hatte, nämlich zum Tragen und Dienen; er dachte aber: ich will ihn schon belauren, er soll schon mein eigen werden, und welch ein prächtiger Lockvogel soll dieser dumme Hans mir auf meinem Vogelherde seyn! Denn der Teufel lauscht auf die Sünden, wobei er die Menschen packen kann.

Und die beiden wanderten frisch, und kamen bald nach Töplitz. Hans aber merkte nicht, wie geschwind er laufen konnte; und da mogte der Rothe wohl sein Theil dran haben: denn oft trabte er in vier fünf Stunden seine vier fünf Meilen so mit ihm fort, und war frisch wie ein Pferd, das kein Haar gelegt hat. Der Teufel aber sagte ihm: Siehst du, Hans? merkst du, daß du jeden Tag schöner und stärker wirst? Das kommt von dem waidlichen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_238.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)