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alten Mann die Hänkel desselben um die Schultern, darauf riß er ihn mit dem Korbe um und ließ ihn im Schnee liegen, und lachte und rief im Weglaufen: Piep! Vagel! piep! Der alte Mann wühlte sich wieder aus dem Schnee auf und sammelte was herausgefallen wieder in den Korb, und schrie mit zorniger Stimme hinter dem auslachenden Jochen her: Ja Piep! Vagel! piep! Gott wird dich piepen lehren, du gottloser Bube!

Und Gott hat den Vogel pfeifen gelehrt. Denn als Jochen den andern Morgen wieder mit der Axt auf dem Nacken in den Wald gehen sollte, daß er Holz fällete, mußte er wieder durch diesen Hohlweg gehen. Doch wie er näher kam, ward ihm ganz wunderlich zu Muthe, so wunderlich, als ihm in seinem Leben nicht ums Herz gewesen war. Und obgleich es heller lichter Tag war und die Wintersonne eben feuerroth aufging, war ihm doch graulich, als wäre es Mitternacht gewesen, aber das war sein böses Gewissen, und es däuchte ihm immer, als komme der alte Mann jeden Augenblick aus dem Hohlwege auf ihn zu und schreie ihn mit Piep! Vagel! piep! an; und er wäre gern einen andern Weg in den Wald gegangen. Indessen wagte er es doch und ging in den schauerlichen Hohlweg hinein. Aber kaum hat Jochen seinen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_422.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)