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auf, daß sie an der Sonne trockneten, und fing dann an, damit sie sich die Langeweile vertriebe, mit beweglicher und kläglicher Stimme einige Lieder zu singen. Jochen, der weggelaufen war, kam bald wieder und lauschte; die Lieder gefielen ihm und er setzte sich zu ihr und sagte lachend: Höre, Mutter, singe mir auch einen Vers! Das will ich thun, mein Sohn, sprach die Alte, aber du mußt auch Acht geben und deinen Vers behalten. Und sie sang:


     Dukatenkrut hinner’m Tuune,
Leew in dem Pagellune
Un in dem Sparling Treu,
Verstand im lütten Finger –
Dat sünt so sell’ne Dinger,
As Rosen unner’t Heu.

     Hür nipp nu to, min Jüngken,
Du makst so mennig Sprüngken,
Dat Gott vergewen mag!
Veel Müse freten den Kater –
Du denkst ens an dit Water,
Un din Juchhe watt Ach.


Jochen lachte unbändig auf, als sie gesungen hatte, und rief: das ist ja ein dummes närrisches Lied, Alte, ohne Sinn und Verstand. Höre! ich singe dir auch eines vor. Und er sang mit heller geschwinder und scherzender Stimme:

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_420.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)