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Bäumen als ein recht dunkel blühendes Vergißmeinnichtchen wächst, genug eingerieben und gewaschen – es konnte ihn das alles nicht weich und geschmeidig machen, Jochen blieb Jochen, er blieb der freche und ungehorsame Gesell, der er gewesen war, und wo er einen Schalkstreich konnte laufen lassen, war es seine Freude. Das war dabei noch das Schlimmste und machte seinem Vater die meiste Sorge, daß Jochen auch an Kräften unbändig war und in seinem fünfzehnten Jahre sich schon mit jedem lustigsten Knechte im Dorfe im Ringen und Balgen messen konnte. Der üppige und übermüthige Leib war der Zucht zu früh entwachsen. Dazu kam, daß Jochen ein sehr schöner und schlanker Junge war, der das Maul so gut gebrauchen und so angenehm thun konnte, daß kein Mensch unter dieser Kappe den Schelm vermuthete. Desto besser konnte er seine Späße und Schalkstreiche mit andern ausführen; denn er konnte so leidig seyn, daß auch die gescheidtesten und klügsten Leute von ihm angeführt wurden. Der Vater, der seinen Vogel kannte, hielt ihn nun freilich sehr zur Arbeit an; aber so wie er nur einen freien Augenblick hatte, war auch der Schelm da und sogleich auf allen Gassen Geschrei über ihn. Indessen sagt ein altes Sprichwort: Der Krug geht so lange zu

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_417.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)