Seite:De Arndt Mährchen 1 413.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Tagen? Nicht allein keine Gesellen und Gesellinnen und Nachbarn und Nachbarinnen kamen mehr sich des Segens zu freuen, den Gott dir gegeben hatte, und sich mit dir zu erlustigen, sondern in wenigen Jahren verging auch das, wovon du dich hättest erlustigen können. Die Leute kopfschüttelten und flüsterten zwar, der Kater sey es, der sey bisher der unsichtbare Bringer und Zuträger gewesen und habe Scheunen Kornböden Keller Speisekammern Milcheimer und Butterfässer und Geldkatzen und Sparbüchsen gefüllt; aber nun war ja dieser Wunderthäter und Hexenmeister da, warum ging es denn nicht noch gedeihlicher als vorher? warum ging vielmehr Trinens Wirthschaft von Tage zu Tage mehr zurück? Die arme Trine hatte Knechte und Mägde, wie sie kaum ein Bettlerkrug willig beherbergt hätte, recht, was man Krücken und Ofenstecken nennt; ihre sonst so glatten Pferde magerten ab und verreckten an Rotz und Wurm; ihre Kühe und Schweine hatten Läuse und gaben keine Milch mehr; ihre Schaafe und Gänse wurden Drehköpfe, als hätten sie geheime Wissenschaft studiert; ihre Hühner und Enten legten keine Eier und brüteten nicht mehr; ihr Feld trug Disteln und Dornen für Korn und Weitzen. Kurz Trine gerieth in zwei Jahren in die bitterste Armuth: Pferde waren weg Kühe waren weg

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_413.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)