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im Felde zu seyn pflegen. Da sprach der jüngste von den Dreien, ein frecher Gesell: Nachbarn, hört! da brennt unser Glück! Und seyd still und lasset uns hinreiten und jeden seine Taschen mit Kohlen füllen, dann haben wir für all unser Leben genug und können den Grafen fragen, was er für sein Schloß haben will. Der älteste aber sprach: Behüte Gott, daß ich in dieser späten Zeit aus dem Wege reiten sollte! Ich kenne den Reiter zu gut, der da ruft: Hoho! Hallo! Halt den Mittelweg! Der zweite hatte auch keine Lust. Der jüngste aber ritt hin, und was sein Pferd auch schnob und sich wehrte und bäumte, er brachte es an das Feuer, sprang ab und füllte sich die Taschen mit Kohlen. Die andern beiden hatte die Angst ergriffen, und sie waren im sausenden Galopp davon gejagt, und er ließ es auch reissen und holte sie dicht vor Vilmnitz wieder ein. Sie ritten nun noch ein Stückchen mit einander und kamen schweigend in ihrem Dorfe an, und keiner konnte ein Wort sprechen. Die Pferde waren aber schneeweiß von Schaum, so hatten sie sich abgelaufen und abgeängstigt. Dem Bauer war auch ungefär so zu Muthe gewesen, als habe der Feind ihn schon bei’m Schopf erfaßt gehabt. Es brach der helle lichte Morgen an, als sie zu Hause kamen.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_398.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)