Seite:De Arndt Mährchen 1 394.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

genug. Du jammerst mich und ich will dir darum noch einen guten Rath geben, und den verschmähe nicht. Laß dein trotziges und herrisches Wesen fahren und sey nicht so klug und listig. Denn mit Klugheit und List richtest du es nicht aus, das hast du wohl lange merken können, und obgleich du der Schlangenkönig heißest, bist du gewiß nicht verwandelt worden, daß du ein Herr seyn sollst, sondern ein Diener sollst du seyn und dienen sollst du lernen in Reue und Buße über deine begangenen Sünden, damit derjenige sich über dich erbarme, welcher der Herr aller Könige ist. So ist es gemeint mit dem bunten Schlangenrock, den du tragen mußt: du sollst demüthig und gehorsam werden, so magst du noch wohl Liebe und Erlösung finden. Aber ein trotziges und listiges Herz, das keine Demuth hat, kann auch keine Liebe in der Brust haben; und wie kannst du glauben, daß ein junges unschuldiges Herz den Schlangenkönig umarmen soll, wenn es ihm nicht anmerkt, daß Liebessehnsucht und Frömmigkeit in ihm wohnt?

So sprach Jakob ganz beweglich zum Schlangenkönig, und als die Jungfrauen und Margarethe fertig waren, da rief er: Thu uns auf, Schlangenkönig! Und Schlangenkönig stieß mit dem Kopf gegen das Eisenthor des Gartens

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_394.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)