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führen mögten, und sagte zu Margarethen: Nun bist du nicht mehr Königsbraut und kannst es nimmermehr werden, wenn du auch wolltest. So ist die Ordnung des Schicksals hier. Du bist hinfort eine schlechte Dienerin, gehe darum zu den andern Dienerinnen und warte der hohen Frau, die da kommen und mich erlösen soll. Er meinte aber diejenige, welche sich über ihn erbarmen und ihn von Herzen küssen und liebhaben und Königin und Herrin aller dieser Dienerinnen werden würde, welche seine Liebe verschmäht hatten.

Und Margarethe hatte jetzt ein weisses Kleid an und trug ein grünes Kränzlein und mußte mit den andern jungen Dirnen vor der Thüre des Schlosses und in dem großen Saale stehen und warten. Es waren lauter junge Kinder die Dienerinnen und Kammerfrauen, keine unter dreizehn Jahren und keine über siebzehn, wohl mehr als hundert und fünfzig an der Zahl, alle hübsch und fein. Mit einer jeden hatte Schlangenkönig es eben so versucht, wie mit Margrethchen, aber keine einzige von so vielen hatte sein Flehen erhören und ihn lieb haben wollen. Diese niedlichen Kinder waren nun freilich recht fein gekleidet und hatten der Speise und des Trankes und was sie zum Leben bedurften vollauf, auch wurden sie mit keiner Mühe und Arbeit

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_386.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)