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führten Margarethen in ein Kämmerlein, das blitzte und funkelte wie eitel Gold, und darin stand ein goldenes Bett, auf welchem rosenrothe und himmelblaue seidene Kissen und Decken lagen. Und sie naheten sich ihr sehr ehrerbietig und zogen ihr die Kleider aus und die Schuhe von den Füßen und nahmen ihr die Krone vom Kopfe und legten sie dann weich ins Bett. Als sie das gethan, löschten sie die Lampen aus bis auf eine, und verneigten sich stumm und schweigend und gingen weg.

Und es währte nicht lange, so flüsterte es und knisperte und wisperte an der Thüre, und die Thüre that sich auf, und der Schlangenkönig kam herein und kroch an Margarethens Bett und lispelte und zischelte ihr leise zu: Willkommen, meine auserkorene Königin! willkommen, meine süße Braut! Nun komme ich als dein Bräutigam zu dir, mein süßes Margrethchen! wie ich dir unter dem grünen Baume vorgesungen habe; nun wird alles wahr werden. O komm und nimm mich in deine Arme! und drücke mich an dein warmes Herz! und küsse mich und habe mich recht lieb! Dann bin ich erlöst und du bist eine reiche und große Königin. Denn ach! das ist mein trauriges Schicksal, solange muß ich als Schlangenkönig auf der Erde herumkriechen, bis ein unschuldiges Kind mich in Liebe umhalset und

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_383.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)