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wie das Lied gesungen hatte, an allen Zweigen hing Zucker und Marcipan und rosenrothe Aepfel und durch den Garten floß ein tiefer Bach von Milch und Quellen süßen Weins sprudelten aus dem Hügel. Das Schloß aber unter dem Hügel war noch viel schöner, als Schlangenkönigs Brautgesang es beschrieben hatte, und waren so prächtige Säle und funkelnde Kammern und Gemächer darin, daß kein Mensch die Herrlichkeit schildern könnte; und wenn man ihm auch eine Ewigkeit Zeit gäbe, die schönsten Worte zu suchen, womit er es beschreiben und ausmalen wollte, er kriegte es doch nicht fertig.

Und als Margarethe vor dem Schlosse erschien, siehe da waren flugs wohl hundert Dienerinnen zur Stelle, welche Kerzen und Lampen trugen. Diese führten sie in einen hohen Marmorsaal, der mit Gold und Silber und Edelsteinen verziert war, und zogen ihr goldene und silberne Kleider an und setzten ihr eine goldene Krone auf den Kopf und nannten sie Königin und Herrin und sprangen dienend um sie herum und brachten ihr alles, was sie nur verlangte. Diese Dienerinnen waren alle jung und trugen schneeweisse Kleider und grüne Kränzlein im Haar und sahen die meisten mehr traurig als fröhlich aus.

Und als es dunkelte und gegen die Nacht ging, da kamen wieder andere Jungfrauen und

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_382.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)