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Schlangenkönig hatte ausgesungen, blinzelte freundlich auf das Mägdlein herab, kam dann herunter, schlug im Grase einige Ringelein um das Kind und sang gar leise und leidig: Komm mit! Komm mit! Und Margarethe kam mit. Aber kaum war sie zehen Schritt mit Schlangenkönig gegangen, so bedachte sie sich und wollte zurückfliehen. Aber es war zu spät, sie war nun in Schlangenkönigs Gewalt: er umringelte sie und trug sie über die Wiese hin mit weg, und umsonst schrie sie: Jakob! Jakob! hilf! hilf! und rief den andern Hirten zu, aber weder Jakob noch die Hirten waren da, und Schlangenkönig kehrte sich an ihr Geschrei nicht und rollte geschwinder als der Blitz mit ihr davon und schwamm durch den See.

Als Schlangenkönig sie über das Wasser nach der Insel hinübergetragen hatte, war er plötzlich verschwunden, die kleine Margarethe aber war vor Angst ohnmächtig geworden und wußte gar nicht, wie sie über den See gekommen war. Das war aber das Sonderbarste, daß auch kein Tröpflein Wasser sich an ihre Locken und Kleider gehängt hatte noch durchgedrungen war: sie war ganz trocken auf die kleine Insel gekommen. Und als sie sich wieder besinnen konnte, da befand sie sich in einem wunderschönen Garten voll der allerlustigsten Bäume und buntesten Blumen; und es war alles,

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_381.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)