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Abschiede in die Hand gethan hatte, und es waren fünfhundert blanke Dukaten darin; in den Kisten aber war das schönste Leinzeug, das sie zum Theil mit gesponnen und gebleicht und das die gute alte weise Frau ihr zum Brautschatz mitgegeben hatte.

Und Erdwürmchen hat sich bald einen wackern jungen Bauer zum Mann genommen und in Distelfeld gewohnt und als eine fromme und christliche Frau gelebt. Und Gott hat ihren Fleiß und ihre Frömmigkeit gesegnet, daß sie ihren Aeltern und vielen Menschen hat Gutes thun können. Ihre Kinder hat sie fleißig in Gottes Wort unterwiesen und frühe zur Kirche und Schule gehalten, aber sie hat nicht gelitten, daß sie viel in Waldeseinsamkeit lebten oder nächtlich und mitternächtlich herumwandelten. Denn sie pflegte zu sagen: Es ist nicht gut, daß der Mensch sich zu sehr an die Kreaturen hängt und mit Steinen und Würmern und allerlei Thieren zu viele Gemeinschaft hat. Mancher ist dadurch verwirrt und närrisch geworden und in böse Hände gerathen. Ich danke Gott jede Stunde, daß er mich in meiner Jugend bewahrt hat. Denn das ist das Sicherste, daß der Mensch sich an Gottes Wort hält und nicht zu viel fragt, was in Bäumen und Bergen steckt und wovon die Würmer und Vögel ja die Blumen und Blätter zu flüstern und zu sprechen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_358.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)