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Aeltern kommest. Es ist arg hergegangen in Distelfeld und im ganzen Frankenlande; jetzt aber ist der Krieg vorbei, es ist wieder Friede, und nun ist es billig, daß du wieder zu den Deinigen ziehest und den Aeltern die Sorge vergeltest, die sie in deiner Kindheit um dich gehabt haben. Siehe ich habe dich hieher holen lassen, nicht, daß ich dich bloß bei mir hätte – denn ich habe dich sehr lieb, das weißt du wohl – sondern daß du sicher wärest vor der Wildheit und Wüstheit des Krieges; und wenn ich dich gleich gern behielte, so muß ich dich doch deinen Aeltern wiedergeben: denn das Andere wäre Sünde. Du hast wohl gemerkt, daß ich allerlei Künste kann, und das ist wahr; aber ich bin eine von den Frauen, welche die sie kennen die Holden heissen, und ich gebrauche meine Künste nie zum Bösen. Darum erschrick nur nicht vor mir und habe mich in einem guten Andenken: ich bin eine von denen, die sie die guten weisen Frauen nennen, und habe mein Leben darauf gewendet, tolle Geschichten in kluge und Verkehrtes in Rechtes zu verwandeln. Und nun, liebes Kind, mache dich fertig, suche deine Sachen zusammen und packe deine Kleider und dein Leinzeug ein; denn morgen fahren wir ab.

Und Erdwürmchen that mit allem Fleiß, wie ihr befohlen war, und setzte sich dann einsam

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_355.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)