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bis das Lied zu Ende war, und freute sich, daß sie zu frommen Leuten gekommen war. Darauf stand die alte Frau von ihrem Spinnrade auf und reichte dem Erdwürmchen die Hand und hieß sie freundlich willkommen. Als sie aber dem Kinde ins Gesicht sah, rief sie: Herr Je! Erdwürmchen bist du es? wie in aller Welt kommst du hieher? Erdwürmchen wunderte sich nicht wenig, als sie sich mit ihrem Namen anreden hörte, sah die alte Frau genau an, und erkannte nun bald, daß es dieselbe alte Frau war, die ihr, als sie badete, einst die schönen neuen Kleider hinter dem Dornbusch hingelegt hatte. Und sie antwortete ihr vergnügt: Ja Mutter ich bin Erdwürmchen, aber wie ich herkomme, das weiß ich nicht; das weiß ich aber wohl, daß dein Goldkäferchen ein Erzlügner ist: er hat mir etwas vorgegaukelt von einem wunderschönen Regenbogen und so ist er im sausenden Galopp durch die Luft mit mir davon gefahren, daß mir Hören und Sehen dabei vergangen ist; und so bin ich endlich hier wieder auf die Erde herabgekommen, und da hat er mich sitzen lassen. Nun ist es nur gut, daß ich dich hier treffe. Du kannst mir wohl den Weg durch die Berge zu Vater und Mutter zeigen; denn die werden sehr traurig seyn, daß ich gestern Abend nicht zu Hause gekommen bin, und werden glauben, daß mich

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_352.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)