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fliegen und sie durch die weite leere Luft so fortgewirbelt werden. So sauste der Wagen fort, und ihr fehlte selbst der Athem zu fragen, bis der Wagen mit Einem Male anfing sich zu senken und in einer unbekannten Gegend zur Erde kam. Als Erdwürmchen fühlte, daß es nicht mehr flog mit ihr, wollte sie Goldkäferchen fragen: wo sind wir? aber in demselben Hui waren Wagen Kutscher und Pferde weg und sie hat sie seit der Stunde in ihrem Leben nicht wieder gesehen.

Es war schon dunkel, die Sonne war lange unter und der Mond und die Sterne standen hell am Himmel. Da hätte Erdwürmchen Ade! Ade! Ade! singen mögen, aber ihr war der Gesang jetzt knapp geworden, und sie saß im stillen Leide rang ihre Hände und weinte bitterlich. Dann seufzete sie tief und rief einmal über das andere aus: O ich gottloses Mädchen! die Mutter hat mich oft gescholten, daß ich so viel mit den Würmern spielte; nun sehe ich wohl, was das für bunte Schelme sind. Warte nur, Goldkäferchen! wenn du mal wieder kommst, sollst du’s kriegen! O wenn ich nur einen Menschen fände, der mir den Weg nach Hause wiese! – Sie fing nun an durch die Büsche fortzugehen, aber sie war von dem geschwinden Fluge so müd geworden, daß sie kaum hundert Schritt gegangen war, so setzte sie sich unter

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_349.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)