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wohl, denn er ist ein verzweifelt kluger Gast, sagte die alte Frau; er soll kommen. Und nun Adjes, mein Kind! Und die alte Frau küßte sie, nahm ihren Stock und ging weg.

Und als sie kaum weg war, säuselte es Summ! Summ! Summ! durch die Bäume und ein großer glänzender Käfer kam geflogen und setzte sich neben Erdwürmchen hin, und seine Flügeldecken sahen aus wie lauteres Gold und seine zwei hellen Augen funkelten wie Diamanten. Erdwürmchen hatte seine herzinnige Freude an dem Käfer und spielte den ganzen Tag mit ihm; und als sie ihre Heerde zu Hause trieb, da nahm er auch seine Flügel und flog weg. Und auf dieselbe Weise, wie er heute gethan, kam er jeden Tag, so oft sie im Walde war, und flog immer auch weg, wann sie weg ging. Und Erdwürmchen spielte und flüsterte mit ihm, als wäre es ein Mensch gewesen, sie erzählte auch den andern Hirten, die sie zuweilen mit dem Käfer trafen: er sey ihr kleiner Waldbräutigam und verstehe alles, was sie ihm sage, er bringe ihr auch schöne und blanke Sachen zum Spielen und Aepfel und Nüsse, wann sie hungere. Die andern Kinder hörten das so an und lachten und glaubten es nicht, aber den goldenen Käfer mogten sie gern leiden. Ich weiß auch nicht, ob das wahr war oder ob Erdwürmchen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_342.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)