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ein blankes Mützchen und ein Paar neue Schuh. Dies Letzte verwunderte sie am meisten, denn im Sommer trugen sie und ihre Geschwister keine Schuh sondern mußten baarfuß laufen. Sie zog aber alles an und probierte auch die Schuhe an und freuete sich recht kindisch, und in der Freude rief sie aus: O wer mag mir das wohl geschenkt haben?

Das hab’ ich gethan, schallte es hinter den Büschen, und bald sah sie eine alte Frau kommen, dieselbe, der sie im Frühlinge ihr Röckchen gegeben hatte, und die alte Frau trat freundlich vor sie und fragte sie: Erdwürmchen, kennst du mich nicht mehr? Und Erdwürmchen sprach: Ja wohl, du bist ja die arme alte Frau, die hier im Frühlinge so fror und in zerrissenen Kleidern ging, und nun hast du so schöne Kleider an. Ja so geht’s, mein Kind, sagte die alte Frau, heute reich und morgen arm. Ich habe dir dafür, daß du ein so barmherziges Kind warst, die neuen Kleider gebracht, und wenn du noch etwas wünschest, so sage es, ich will dir’s gewähren. Und Erdwürmchen bedachte sich nicht lange und sprach: O laß den schönen großen blanken Käfer alle Tage zu mir kommen und mit mir spielen, den ich hier nur einmal im Walde gesehen habe, haschen habe ich ihn aber nicht können. Das glaub’ ich

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_341.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)