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aber es waren seichte Wunden. Der Prinz war aber noch ganz und spielte in leichter Beweglichkeit mit seinen leichten Waffen um das Ungeheuer herum. Als der Riese sich nun von seinem eigenen Blute erröthen sah, da ergrimmte er in seiner Seele und rief: Genug! o schon zu viel! nicht länger soll diese Mücke mit dem Löwen spielen. Und er holte einen gewaltigen Hieb aus, wodurch er den Prinzen wie eine Rübe in zwei Stücken zu spalten meinte. Doch der Hieb glitt vom Helm ab, nahm aber den ganzen Schild mit und die Hälfte des Panzers, und der Prinz fühlte die Spitze des Eisens bis an sein Herz dringen. In dieser äussersten Noth nahm auch er seine letzten Kräfte zusammen und stieß sein Schwerdt, so lang es war, in des Riesen Brust, daß das lange Scheusal fluchend und röchelnd hinstürzte.

Man kann sich Schneeflöckchens Angst denken bei diesem fürchterlichen Streit und wie sie in ihrem Fläschchen zitterte und bebte, wenn der Riese in seinen Waffen daher rasselte und sie die Stöße klingen und die Hiebe durch die Luft sausen hörte. Als sie aber die rothe Fluth den Panzer des Prinzen hinabrieseln sah, da konnte sie es nicht länger aushalten in ihrem Kerker, sprengte das Fläschchen und mischte sich mit dem Blute, das wie ein purpurner Strom am

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_332.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)