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Dies war die dritte und letzte Probe:

Der Prinz trabte mit seinem Schneeflöckchen eines Morgens durch einen hohen Bergwald, da ward er eines gewaltigen Reiters gewahr, der auf einem weissen Hengst ritt und so hoch war, daß sein Haupt über die Spitzen der Eichen und Buchen ragte. Er hielt eine Lanze, die einem Mastbaum gleich in den Lüften schwankte, und fällte diese fürchterliche Wehr, als er des Prinzen ansichtig ward. Dieser Riese – denn das war er – hatte ein häßliches und verrunzeltes altes Weib hinter sich auf, das ihn mit ihren dürren Armen umklammert hielt. Er fuhrte sie wider Willen mit sich kraft eines Gelübdes, das er gethan hatte, und dachte sie auf den Ersten Besten, den er treffen würde, abzuladen. Als er also den Prinzen Bisbiglio erblickte, rief er mit lauter Stimme, daß alle Berge und Klüfte wiederhalleten, als hätten hundert Donnerwetter zugleich die himmlischen Karthaunen gelöst: Halt, mein Knäblein! ich habe hier etwas für dich. Du bist jung und kannst einen Schatz gebrauchen, der meinen Jahren schon beschwerlich wird. Nimm diese Dame hintenauf und schwöre mir, daß du sie ritterlich halten und einen jeden, der dir begegnet zum Kampf auf Leben und Tod fordern willst, wenn er nicht bekennen will, daß sie die

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_330.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)