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Seelenangst und er warf sich von dem Pferde in das Feuer und griff sich das Flämmchen heraus und barg es in seiner Hand. Und das Flämmchen brannte ihm ein tiefes Loch in die Hand, dann ward es wieder zum Tröpfchen. Er ritt aber eilends in die nächste Stadt und kaufte sich wieder ein diamantenes Fläschchen, worin er es einfing und wieder an seine alte Stelle legte. In den Flammen hatte er sich das Haar versengt und die Wangen verbrannt und das Loch in seiner Hand war sehr tief. Und er mußte große Schmerzen leiden und wohl drei Wochen krank liegen, ehe er genaß. Da trauerte er viel über seinen Unglauben, aber Schneeflöckchen war voller Freuden, daß er ihr so treu nachgesprungen war in das Feuer, aber über seine Schmerzen weinte sie innerlich. Und er merkte es wohl, denn es däuchte ihm oft, wie es in der Flasche ächzete, wiewohl er eigentlich nichts hörte.

Dies war die zweite Probe:

Er ritt über eine hohe Brücke, welche über ein reissendes Wasser führte, das der Tigris heißt. Da sah er das Nest eines Eisvogels auf dem Strome schwimmen und die Mutter saß auf dem Neste und fütterte die Jungen. Und er sprach bei dem Anblicke innig bewegt: o welche Liebe! haben Menschen wohl solche

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_328.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)