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wie lange! und wird er die Proben bestehen? Es ist wohl süß, so auf seinem Herzen zu ruhen, aber wie viel süßer wäre es, ihn mit menschlichen Armen umfangen und an dies Herz drücken! Und sie bebte vor Wonne bei dem Gedanken und zugleich vor Furcht, daß sie ihn verlieren könnte.

Und drei Jahre war der Prinz Bisbiglio mit ihr durch die Welt geritten und sie waren ihm verschwunden wie drei Tage. Da kam die Zeit harter Proben, die er noch bestehen mußte, ehe ihr Schicksal erfüllt werden konnte.

Die erste Probe war diese:

Er ritt einem Hause vorbei, das in Flammen stand. Da zweifelte er in sich: wenn sie, die meine Liebste ist, für dies Tröpfchen nun ein Mensch wäre und du lägest in den Flammen, sollte sie wohl hineinspringen und dich herausholen? Und wie er den bösen Gedanken kaum gedacht hatte, da fühlte er sein Gläschen mit unwiderstehlicher Gewalt heraufspringen, daß es ihm Hemd und Wams zerriß und den eisernen Panzer spaltete. Und wie ein Blitz flog es in die Flammen, und er sah das Fläschchen drinnen springen und da helle Tröpfchen weinte und ächzete in der feurigen Noth, und bald erblickte er es nur noch als eine trübere Flamme. Da erfaßte ihn unnennbare

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_327.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)