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So war er in die Welt ausgezogen und zog nun schon in das vierte Jahr so um und hatte mit sehnlichen Schmerzen die Liebe gesucht aber immer noch nicht gefunden. Abentheuer hatte er genug gefunden Kämpfe genug bestanden schöne Frauen und Jungfrauen Prinzessinnen und Königinnen Amazonen und Sirenen wunderbare Blumen und Vögel genug gesehen, einige auch geliebt, aber ach! die Liebe hatte er nicht gefunden, die himmlische immer in Einem blühende glühende fühlende spielende lebende schwebende singende klingende jauchzende Liebe. Er war schön jung und tapfer, er hatte alles Schönste und Lieblichste angezogen wie der Magnet das Eisen anzieht, er war auch zärtlich geliebt worden, aber ach! nach weinigen Tagen, oft nach wenigen Sekunden, hatte er immer den Mangel gefühlt und wieder ausreiten müssen, damit er die rechte Liebe fände, welche er suchte. So war es ihm vor einem Monat eben wieder ergangen. In Damaskus hatte er des Königs Tochter gesehen schön wie eine Rose schlank wie eine Lilie und lieblich wie ein Veilchen im stillen Thale, und sie hatte ihn über ihr Leben lieb gewonnen, und er sie wieder. Aber bald hatte der unglückliche Prinz wieder reiten müssen, fühlend, sie sey nicht die Liebe, die er suchte, und nun hatte er verzweifelt sie je zu finden und war hinaufgeritten bis in das

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_325.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)