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erlaubte es ihm gerne, denn er dachte: dieser ist ein fester Jüngling, unter Eisen und Waffen erzogen, den werden die girrenden Tauben der Liebe und die schmeichelnden Sirenen der Zärtlichkeit nicht von der Heldenbahn ablocken. Aber Bisbiglio meinte es anders, als seine Worte vor dem Vater klangen: er wollte keine andere Abentheuer als Abentheuer der Liebe, er wollte auf die Liebe ausreiten, er wollte solange suchen in der weiten Welt, bis er die Liebe fände, die er sich von jeher als das höchste und seltenste Gut gedacht hatte. Er hatte nemlich in dem Feldlager am Euphrat oft das Mährchen erzählen gehört von dem persischen Prinzen Sospirio, der zwanzig Jahre nach der Liebe durch die ganze Welt umhertrabte und sie endlich in einem schneeweissen Dornröschen fand, das mitten in der Wüste Afrikas verborgen und einsam blühete. Dies waren die hohen und geheimnißvollen Sterne, nach welchen Bisbiglio frühe guckte, dies waren die süßen Nachtigallen, die ihm selbst da sangen, wo Streitrosse um ihn wieherten und Speere auch Schilden zersprangen; von wundervollen Abentheuern von Kämpfen mit Riesen und Drachen von Verwandlungen und Bezauberungen hatte er Tag und Nacht geträumt, aber nicht bloß um ritterliche und königliche Scherze und Spiele, nein alles um Liebe und immer um Liebe.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_324.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)