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und der Gränzen hütete. Da sollte er wie ein Krieger erzogen werden, nichts sehen als Rosse und Waffen, nichts hören als Waffenklang und Trompeten und Pfeifen, kein anderes Lager kennen als ein hartes Soldatenbett und keine andre Flur und Au als die Tummelplätze und Uebungsplätze, worauf Menschen und Pferde auch kein Gräschen grünen liessen. Künste sollte er nicht lernen, denn der König fürchtete, die Künste würden ihn zu weich machen, und ihm die strenge Arbeit verleiden, welche die beste Kunst für den ist, der als ein Mann Männern befehlen soll. Der Prinz lebte in diesem Lager zehen Jahre und ward ein vollkommener Kriegsmann, in allen Waffen geübt, ein Meister die Rosse zu tummeln und die Lanze zu werfen; ausserdem war er schlank und reisig von Leibe und für sein Alter sehr stark.

In seinem fünfzehnten Jahre ließ der Vater ihn zurückkommen an seinen Hof und freute sich des schönen Jünglings und seiner weisen Erziehung. Aber was half sie ihm? Was die Natur in den Menschen gesaet hat, das muß früher oder später einmal Wurzeln treiben, es ist unvertilgbar wie das Leben und läßt sich mit dem Leben selbst nur ausrotten. Prinz Bisbiglio hatte nun zehen Jahren nichts gesehen als rauhe und eiserne Männer des Kriegs und Lanzen Bogen und

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_322.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)