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immer noch warm in seiner Hand glühete, und lief eilends zu einem Baum, der noch einige frische Blätter hatte, und nahm das grünste Blatt und goß das Tröpfchen da hinein und barg es sorgsam an seinem Leibe. Dann kleidete und waffnete er sich, schwang sich auf sein Roß und ritt im Fluge der nächsten Stadt zu.

Nun muß ich erzählen, wer dieser Mann war und woher er kam und was ihm begegnet war.

Er war ein edler Prinz, eines Königs Sohn im Lande Arabien, wo das Gold wächst und die Myrrhen und andere köstliche Kräuter. Er war unter den wunderbarsten Umständen zur Welt gebohren und mit so unvergleichlicher Schönheit geschmückt, daß sein Vater der König und die Weisen des Landes von seiner frühesten Kindheit an sehr aufmerksam auf ihn waren; denn sie meinten, sein Leben werde gewiß auch von ungewöhnlichen Schicksalen geführt werden. Sie fragten das Loos, sie fragten die Sterne viel über ihn, sie spielten mit Räthseln und Wahrsagern um ihn; aber das Loos wollte nicht fallen und die Sterne wollten nicht sprechen und die Räthsel und Wahrsager wollten kein rechtes Geisterspiel spielen – sie blieben um Dunkeln über seine Zukunft. Aber über sein Herz blieben sie nicht lange dunkel. Der Prinz zeigte von Kindauf

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_320.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)