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Gern hätte sie das Kind durch Gift oder Eisen weggeschafft, aber das däuchte ihr zu gefährlich und konnte verrathen werden, sie meinte es also sicherer durch Hexerei zu verderben. Und eines Tages, als sie es wusch und ihm ein reines Hemdchen anzog, da schmierte sie es mit einer Salbe ein, sprang dann sehr lebendig um das Kindchen herum und streichelte und herzte es, ward darauf plötzlich zu einer schwarzen Füchsin und beleckte das Kind, das erschrocken da stand, mit ihrer geschwinden Zunge, und murmelte die Worte:


     Schneeflöckchen flieg hin!
Fliege durch die Welt hin!
Heute kalt und morgen warm!
Schlaf in keines Mannes Arm,
Der nicht in das fünfte Jahr
Treu dir ohne Wandel war.


Und in demselben Augenblicke, als sie von der Füchsin geleckt worden und die Worte über sie hingemurmelt waren, ward die hübsche kleine Prinzessin zum Schneeflöckchen. Und die alte Hexe öffnete das Fenster und ließ sie hinausfliegen. Es war aber ein kalter Wintertag, als dies geschah, und die böse Stiefmutter rief ihr höhnend nach: Fliege nun und friere bis in Ewigkeit! eher mag ich wieder jung werden wie du, als du einen Mann findest, der einem

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_312.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)