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Vögelein, und das Vögelein flog von Zweig zu Zweig immer lustig weiter und rief nach Stockholm! nach Stockholm! und das Lilienmädchen wandelte ihm mit leichtem Tritte nach. Es waren ausser dem Vögelein Stieglitz auch noch andere Unterirdische dabei, die sie geleiteten; denn nie hatten sie ein irdisches Kind so lieb gehabt als dieses englische Blumenmädchen. Und so flog das Vögelein und das Mägdlein ging vom Morgen bis zum Abend, und wann es hungrig ward, fand es Speise, und wann es durstig ward, fand es Trank, und wann es müd ward, fand es ein Bettchen. Des Abends machten die Kleinen ihm unter dichten Bäumen aus Gras und Blumen immer gar säuberlich ein Lager und saßen um das Bettchen her und flüsterten und spielten süße Träume oder tanzten und sangen ihre liebliche Nachtmusik. Und diese ganze Reise ging selbst wie ein zauberischer Traum, und sie war auch wunderbar genug, und war wohl nie erhört worden, solange Menschen gelebt haben, und wird wohl nie erhört werden, solange Menschen leben, daß ein kleiner Vogel Wegweiser gewesen ist und nach Stockholm! nach Stockholm! gerufen hat, und daß eine zarte Jungfrau das Herz gehabt hat, einem solchen kleinen Vogel, der doch jeden Augenblick wegfliegen und

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_300.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)