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dichtete ein Liedchen auf das Vögelein und sang es zu ihrer Laute. Und als sie beide so vertraut mit einander geworden waren, da schickten sie dem Kinde wieder einen Traum, worin es ihr däuchte, daß der kleine Stieglitz vor ihr herflog und mit lauter Stimme einmal über das andere rief: Gunhilde! Gunhilde! nach Stockholm! nach Stockholm mit mir! Ich bin der Wegweiser! ich bin der Wegweiser! Und sie zog im Traume mit ihm und kam glücklich nach Stockholm und sah Vater und Mutter wieder und freute sich so sehr, daß sie sich vor Freude gar nicht lassen konnte, und darüber erwachte.

Und als sie des Morgens herauskam auf die grüne Wiese aus der niedlichen Muschelgrotte am See, wo die Kleinen ihr ein Schlafkämmerlein bereitet hatten, flog der Stieglitz vor ihr her. Und sie gedachte nun des Traumes und des Rufes des Vögelchens, und lief eilig in ihr Kämmerlein zurück, nahm von ihren Sachen, was sie am liebsten hatte, und machte sich ein Bündelchen daraus, und hing ihre goldene Laute über die Schultern, und so begann sie zu wandern und wollte das Vögelein versuchen und ob der Traum ihr vielleicht nur eine leere Gaukelei vorgemacht hätte. Und als die kleinen Weissen merkten, daß sie im Zuge war, wie sie es wollten, steckte sich flugs einer in das

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_299.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)