Seite:De Arndt Mährchen 1 298.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kind länger bei uns behalten, sie muß zu ihrem Vater und Mutter gebracht werden, denn der Sommer wird bald zu Ende gehen und wir müssen dann in unsere Berge; und wo soll sie dann bleiben? Und sie machten wieder durch Träume, was sie haben wollten, und zeigten ihr die Stadt Stockholm in Schweden, wo ihre Aeltern wohnten, und die Schlösser und die Gärten, wie sie leibhaftig waren, und den See Mälare mit seinem brausenden Strom, woran die schöne Stadt gebaut ist, und machten ihr nach allen den Dingen und nach andern schönen Sachen, die sie ihr auch nicht umsonst zeigten und vorspielten, eine gewaltige Sehnsucht im Herzen; so daß sie seit einigen Tagen nichts anders dachte, als wie sie doch einmal aus diesem Hain heraus und zu Menschen käme und wie sie nach dem schönen Stockholm gelangte, und daß sie die Nächte immer wieder dasselbe träumen mußte. Als sie sie so vorbereitet hatten, zeigten sie ihr drei Nächte hinter einander ein buntes Vögelchen, welches sehr hübsch ist und Stieglitz oder Distelfink heißt, und bei Tage liessen sie dasselbe Vögelein immer vor ihr herflattern, damit sie sich daran gewöhnte. Und es geschah, was jene wünschten: sie gewann das Vögelchen sehr lieb und jagte sich manchen Tag mit ihm auf der grünen Wiese herum und

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_298.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)