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gehalten und erzogen war. Auch eine goldene Laute hatten die Kleinen ihr gemacht, und sie schlug sie wunderschön und sang mit sehr lieblicher Stimme dazu. Denn daß sie die Liebe des Saitenspiels und des Gesanges bekommen hatte, war wohl das natürlichste, da die wundervollsten Vögel immer um sie sangen und da die zarte und fast überirdische Nachtmusik der kleinen Weissen sie immer umtönte. Diese sorgten auch, daß ihr hier in ihrer grünen Einsamkeit Speise und Trank nie fehlten. Wann sie hungrig und durstig war, stand immer gleich ein gedecktes Tischchen vor ihr. Sie aß und trank aber äusserst wenig, und immer von dem Zartesten: ein paar Tröpflein Milch und süßen Wein, ein Stückchen Weißbrod, Honig, Früchte und dergleichen; daß man von ihr fast sagen konnte: sie hatte eine lichte und leichte Blumen- und Vogelseele und berührte, wie Blumen und Vögel thun, auch nur die zarteste und leichteste Nahrung der Erde.

Gunhilde hatte auf dieser grünen Wiese und in dem Hain und auf dem See, die sie umgränzten, wieder vier fröhliche Monate verlebt und war sehr fleißig gewesen und hatte viel Schönes gelernt. Ihr waren die vier Monate nicht länger geworden, als andern vier Minuten. Aber die kleinen Weissen sorgten für sie und sagten: Es ist unrecht, daß wir das liebe

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_297.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)