Seite:De Arndt Mährchen 1 291.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

könnte es da vergessen, sein Goldringelein zu rechter Zeit zu gebrauchen, und von der alten Bosheit in irgend ein scheußliches Thier verwandelt oder in irgend eine scheußliche Ungestalt verschaffen werden! Sie hatten also einen neuen Rath beschlossen, und schickten ihr deswegen in der nächsten Nacht einen schrecklichen Traum zu, von welchem sie einige Stunden geängstigt ward.

Die arme Gunhilde sah sich nemlich eines Morgens unter ihren Blumen wandelnd voll junger Morgenfreude über den Sonnenschein und alle die Frühlingsschönheit. Siehe da däuchte ihr, wie ihre Blumen sich plötzlich verwandelten und traurige Dornen und Disteln wurden, und alle blühenden Bäume und Fruchtbäume wurden kahles Gestrüpp, und alle Gräser und Kräuter verwelkten, und für die niedlichen bunten Singvögelein saßen Eulen und Krähen auf den kahlen Aesten und krächzten und wimmerten; und Tiger und Löwen brüllten und Schlangen und Drachen zischten durch die Büsche. Und das arme Kind lief und suchte die Pforte, denn sie wollte in der Angst entfliehen. Aber sie konnte nicht heraus; denn die Gartenmauer ward rings zu einer hohen Feuerflamme, die ihr den Ausgang wehrte und deren Gluth so gewaltig war, daß sie zurücklaufen mußte, damit sie nicht versengt und verbrannt würde. Als sie nun im besten

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_291.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)