Seite:De Arndt Mährchen 1 287.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Drei Tage hatte er so gefesselt gelegen, da war der zehnte Tag da, und die alte Hexe erschien und sah ganz erstaunt aus, da sie Gunhilden allein fand, und fragte nach dem Prinzen. O der ist wohl aufgehoben, rief das Kind, komm! komm! ich will ihn dir zeigen. Und sie nahm die alte Frau unter den Arm und führte sie zu dem Gefesselten und sprach: Siehe dieser Prinz Taliquo oder Qualiquo hat sich unterstanden mich lieb zu haben und mich seine Braut zu nennen, ja seine Frechheit ist so weit gegangen, daß er mich hat küssen wollen. Darum ist ihm dies widerfahren. Und nun sage, Mütterchen, liegt er nicht gar niedlich da? nimmt er sich nicht allerliebst aus? Prr! Hündchen! beissest du auch? – Und sie neckte ihn mit einem Blumenstängel, womit sie ihm unter die Nase fuhr, und lachte dabei vor Freuden so hellkehlig, als hätten tausend lustige Vögel ein Feldgeschrei angestimmt.

Die Alte aber verdunkelte ihre Runzeln und stieß den Prinzen Qualiquo mit ihrem Stocke und schlug derb auf ihn los, und sprach: du Tölpel du Pinsel du Holzkopf du Dickkopf du Ausbund von Dummkopf! so lässest du dich binden und liegst hier wie ein armer Sünder auf der Erde und krümmst dich wie ein Wurm im Staube? Und ich dachte dich als einen fröhlichen

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_287.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)