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Da jammerte der arme Qualiquo sie, denn er kam ihr eben so dumm vor, als er garstig war. Und wirklich der arme Schelm war sehr dumm, und was er von zierlichen Redensarten und Ausrufen und in Worte gefaßten Seufzern so anbrachte, hatte seine Mutter die alte Hexe ihm auswendig gelehrt. Doch kam es dahin, daß das Lilienmädchen ihm im vollen Ernste böse ward und ihn endlich wie einen Missethäter in Ketten und Bande legte. Und das ging so zu:

Sie fand ihn eines Tages sehr jämmerlich liegen. Er war in einem bachischen Wirbelwinde, der in seinem bezechten Gehirne gar lustige Wellen schlug, an einem Bache so unglücklich ausgeglitscht, daß sein lahmer Fuß im Wasser hing. In dieser Stellung war er sanft eingeschlafen und lag allerdings so, daß eine einzige falsche Wendung, wozu ihn allenfalls ein Mückenstich bringen konnte, ihn in den Bach rollen und bei seinem Zustande in den ewigen Wasserschlaf versenken konnte. Gunhilde ging also hin und zog in sanft vom Ufer weg wieder ganz auf das Trockene. Bei dieser weichen Berührung, die ihm vielleicht wie ein holder Traum kam, ward er wach, faßte eine ihrer Hände und zog sie so plötzlich auf sich herab, daß sein häßlicher Mund ihre schönen Wangen mit einem Kusse berühren konnte. Das Kind schrie auf, als wär’ es von

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_284.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)