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wo er wenigstens eine halbe Stunde brauchte, bis er wieder zu ihr hin hinkte. Dies trieb sie solange, bis er schachmatt war und auf das jämmerlichste ächzete und hinfiel und endlich einschlief. Als er nun so elendiglich da lag und von der heissen Mittagssonne gebrannt wurde, da jammerte er sie und sie kitzelte ihn mit einem Lilienstängel solange unter Kinn und Nase, bis er wach ward, hieß ihn darauf aufstehen und führte ihn an einen süßen Weinquell, damit er sich erquickte. Dies that er denn auch in solchem Ueberfluß, daß er an dem Quell liegen blieb und zum zweiten Male einschlief, und so fest, daß sie den ganzen Nachmittag und Abend Ruhe vor ihm hatte, bis die Nacht kam und sie sich in ihrer Kammer verschloß und zu Bett ging.

Auf die Weise wie die ersten Tage ging es die folgenden auch, und schon fing der Prinz Qualiquo an dem Lilienmädchen herzlich langweilig zu werden. Denn wenn sie ihm auch leicht entrinnen konnte, sie sah ihn doch immer wieder heranhumpeln, und das ewige Geschwätz und Gewinsel von Liebe ward ihr zuletzt ganz unerträglich. Und das um so mehr, weil es ihr vorkam, als sey dieser pucklichte Prinz mit seiner quäckigen und quäligen Stimme nicht allein ein Prinessinnenscheuch sondern auch ein

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_282.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)