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Gestalt erschienen sondern war als Maus in den Garten oder in das Haus gekrochen oder auch als Kröte und Eidechse hineingeschlüpft oder als Mistkäfer über die Mauer geflogen. Unter diesen Verkappungen hatte sie die Prinzessin immer belauscht und sich ihr nie in ihrer wahren Gestalt gezeigt. Sie hatte aber ihre tückische Absicht dabei gehabt, denn sie hoffte sie mit ihrem Sohne desto besser überraschen zu können, wenn sie vorher nie ein menschliches Bild gesehen hätte. Dafür aber hatten die kleinen Weissen schon gesorgt, denn sie hatten ihr den schönsten Prinzen und Ritter im Traume gezeigt, so daß sie unter ihren Blumen schon seit mehreren Wochen in träumender Sehnsucht ging. Dies alles hatten sie so vorbereitet, damit die Häßlichkeit der Alten und ihres lahmen Krüppels dem Lilienmädchen desto scheußlicher erschiene. Die Alte hatte nun beschlossen ihre Geschichte zu vollenden und kam deswegen zum ersten mal in ihrer wahren Gestalt, wie sie lebte und lebte.

Die Prinzessin Gunhilde hatte eben ihren dreizehnten Geburtstag angetreten, und es schien, als wolle der Himmel ihn mitfeiern, so lieblich und anmuthig war der Morgen aufgegangen. Das Kind hatte einen wunderlieblichen Traum gehabt und von einem schönen blonden

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_271.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)