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Dieser Traum ward dem Lilienmädchen mehrmals erzählt, so daß dem Kinde alles klar ward und es alles fast eben so gut verstand, als hätte es auf der Welt immer unter Menschen gelebt, wo Gutes und Böses immer unter einander im Schwange geht. Auch wurden ihm viele Gestalten, die es nachher wirklich sehen sollte, in ihrer ganzen vollen Natürlichkeit gezeigt. Und als das Lilienmädchen erwachte, fand es sein Goldringelein am Finger und beschauete es mit Wohlgefallen und sang das Verslein dazu, das ihm auch im Traume zugeflüstert war und das also klang:


     Goldringelein! Goldringelein!
Mach mich klein, mach mich fein!
Sandkorn ist das Kleinste,
Spinnweb ist das Feinste.

     Huhu! welch ein Wicht!
Körnlein verwehe nicht!
Spinnweb zerreisse nicht!
Huhu! Huhu!
Mein Glück wie dünn bist du!


Die kleinen Weissen hatten alles richtig vorher gewußt oder geahndet. Es vergingen nicht vierzehn Tage, so begab sich’s, wie sie dem Lilienmädchen im Traum gesagt hatten. Die alte Hexe war bisher noch nie in menschlicher

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_270.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)