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das solle nimmer geschehen, und hielten von diesem Tage an redlich Wache bei der Prinzessin, so daß immer einer den andern ablösete; und das machten sie auf folgende Weise:

Immer waren zwei von ihnen in dem Zaubergarten des kleinen Lilienmädchens. Sie flogen als Schneevögel oder als Raben Krähen Adler und andere Vögel, welche die Kälte ertragen können, über die Alpen, senkten sich dann ins Thal hinab, und, wie sie die niedere und mildere Luft berührten, wurden sie bunte Vögel und Schmetterlinge, und mischten sich unter die andern Vögel und Schmetterlinge, welche im Garten sangen und herumflogen und welche die alte Hexe in so zahlloser Menge und in solcher wunderlichen und seltsamen Mannigfaltigkeit der Farben erschaffen hatte, daß sie unmöglich merken konnte, ob einige mehr oder weniger da waren. Auf diese Weise waren Tag und Nacht immer einige Weisse um Gunhilden und liessen sie nicht aus den Augen, damit ihr kein Leid widerfahren könne.

Zuerst jammerte das Kind sie, daß es so dumm aufwachsen sollte in aller seiner Unschuld und Schönheit, und sie fingen an ihm viele feine Gedanken in das Herz zu geben und ihm allerlei Kunst und Wissenschaft einzuflößen, ohne daß Gunhilde es merken könne. Denn es geschah

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_265.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)