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Als das Schneevögelein sich alles besehen erlauscht und erkundet hatte, schwang es sich auf seinen leichten Schwingen wieder hoch über die Alpen hinaus, flog über das wohlbekannte Köhlerhäuschen hin und war bald weit davon unten auf einer blühenden Wiese, wo es seine Gesellen fand. Diese tanzten schon den fröhlichen Sternenreigen um die Quelle, denn es war Abend geworden und der Mond aufgegangen. Und der kleine Weisse zog sein Vogelkleidchen aus und erzählte seinen Gespielen sein Abentheuer und die Ursache seines langen Ausbleibens. Und sie ratschlagten sogleich, was zu thun sey, und daß es eine Sünde sey, wenn das schöne Kind, das gewiß vornehmen Aeltern gestohlen worden, so der schnöde Raub einer listigen Hexe werde. Und sie späheten und forschten die nächsten Tage umher und sandten auf Windesfittigen und auf Vogelflügeln manche geschwinde Boten aus, und hatten es bald heraus, das Lilienmädchen sey gewiß die kleine Gunhilde des Königs von Schweden Töchterlein, womit eine grimmige Wölfin einst in den Wald gelaufen. Und in wenigen Tagen waren sie auch hinter dem ganzen Anschlage der alten Hexe und daß sie nichts Geringeres meine, als daß ihr garstiger Sohn solle der Gemal der Prinzessin und gar einmal Prinz und König werden. Und sie beschlossen einmüthig,

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_264.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)