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kleinen Leute meist auf harten und steinigten Boden treten müssen. Der Kleine säumte auch nicht ihn wieder einzulösen. Denn sobald er einen freien Tag hatte, wo er an das Tageslicht hinaus durfte, klopfte er als ein zierlicher Kaufmann an Johann Wildens Thüre und fragte, ob er nicht gläserne Schuh zu verkaufen habe? denn die seyen jetzt eine angreifische Waare und werden auf allen Märkten gesucht. Der Bauer antwortete, er habe einen sehr kleinen kleinen netten gläsernen Schuh, so daß auch eines Zwerges Fuß davon geklemmt werden müsse und daß Gott erst eigene Leute dazu schaffen müsse; aber das sey ein seltener Schuh und ein kostbarer Schuh und ein theurer Schuh, und nicht jeder Kaufmann könne ihn bezahlen. Der Kaufmann ließ ihn sich zeigen und sprach: Es ist eben nichts so Seltenes mit den gläsernen Schuhen, lieber Freund, als ihr hier in Rodenkirchen glaubt, weil ihr nicht in die Welt hinauskommet; dann sagte er nach einigen Hms! aber ich will ihn doch gut bezahlen, weil ich grade einen Gespan dazu habe. Und er bot dem Bauer tausend Thaler. Tausend Thaler ist Geld pflegte mein Vater zu sagen, wenn er fette Ochsen zu Markt trieb, sprach der Bauer spöttisch; aber für den lumpigen Preis kommt er nicht aus meiner Hand und mag er

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_237.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)