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Zeit wegklingeln, daß sie in einem Hui fort ist. Das alte Weib dachte: wollen sehen, ob er Blankes aushalten kann? und hielt ihm Silber hin, wohl drei Thaler; er sprach: ich verkaufe aber die Glocke nicht. Sie hielt ihm fünf Dukaten hin, er sprach: das Glöckchen bleibt mein. Sie hielt ihm die Hand voll Dukaten hin, er sprach zum dritten Mal: Gold ist Quark und giebt keinen Klang. Da wandte die Alte sich und lenkte das Gespräch anderswohin und lockte ihn mit geheimen Künsten und Seegensprechungen, wodurch sein Vieh Gedeihen bekommen könne, und erzählte ihm allerlei Wunder davon. Da ward er lüstern und horchte auf. Das Ende vom Liede war, daß sie ihm sagte: Höre, mein Kind, gieb mir die Glocke, siehe hier ist ein weisser Stock; (und sie holte ein weisses Stäbchen hervor, worauf Adam und Eva sehr künstlich geschnitten waren, wie sie die paradiesischen Heerden weideten und wie die feistesten Böcke und Lämmer vor ihnen hintanzten; auch der Schäferknabe David, wie er ausholt mit der Schleuder gegen den Riesen Goliath) diesen Stock will ich dir geben für das Glöckchen, und so lange du das Vieh mit diesem Stäbchen treibst, wird es Gedeihen haben und du wirst ein reicher Schäfer werden, deine Hämmel werden immer vier Wochen früher fett werden, als

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_233.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)