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seine Schaafe. Mehrere der Schaafe trugen Glocken um den Hals und klingelten, wenn der Junge sie durch seinen Hund in den Trab brachte. Das Vögelein, das über sie hinflog, dachte an sein Glöcklein und sang in seinem traurigen Muth:

Glöckelein, Glöckelein,
Böckelein, Böckelein,
Schäflein auch du,
Trägst du mein Klingeli,
Bist du das reichste Vieh,
Trägst meine Ruh.

Der Junge horchte nach oben auf diesen seltsamen Gesang, der aus den Lüften klang, und sah den bunten Vogel, der ihm noch viel seltsamer vorkam. Er sprach bei sich: Potz tausend, wer den Vogel hätte! der singt ja, wie unser einer kaum sprechen kann. Was mag er mit dem wunderlichen Gesange meinen? am Ende ist es ein bunter Hexenmeister. Meine Böcke haben nur tombackene Glocken, und er nennt sie reiches Vieh, aber ich habe ein silbernes Glöckchen, und von mir singt er nichts. Und mit den Worten fing er an in der Tasche zu fummeln, holte sein Glöckchen heraus und ließ es klingen. Der Vogel in der Luft sah sogleich, was es war, und freute sich über die Maaßen; er verschwand aber in der Sekunde, flog hinter

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_231.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)